Physiologie der Bienen
Während die sonst bekannten Insekten als Blutzucker die Trehalose
verwenden, benutzen ausgerechnet die Bienen Glucose als Blutzucker. Hierin
stimmen sie mit den Säugetieren überein. In diesem Punkt sind
sie also den Menschen ähnlicher als ihren nächsten Verwandten
aus dem Reich der Insekten. Als Insekten sind sie in sofern auch nicht,
wie es sonst für Insekten typisch ist wechselwarme Tiere, sondern
eigentlich als Warmblüter anzusehen. Bienen haben mit 35-36°C
auch ein ungefähr gleiches Temperaturoptimum wie wir. Aufgrund ihrer
geringen Größe können sie diese Temperetur nur im Pulk
gegenüber der Außentemperatur behaupten. Aus diesem Grunde muß
ein Bienenvolk auch mit einer bestimmten Mindestgröße in unseren
Breitengraden in den Winter gehen. Schon knapp 50 Bienen sind im Sommer
problemlos in der Lage ein entwicklungsfähiges Volk darzustellen.Dagegen
werden viele hundert benötigt um im Winter gemeinsam genugWärme
zu produzieren damit die hiesigen Fröste überstanden werden.
Diese Wärmeproduktion basiert auf dem Wärmegewinn in der
Atmungskette. Hierbei wird genau wie auch bei uns Menschen Gucose durchPhosphate
aktiviert. Diese zerfällt daraufhin zu 2 Brenztraubensäuremolekülen.
In der Atmungskette wird daraus durch Oxydation ATP gewonnen. Es entsteht
hierbei Kohlendioxid (CO²) und Wasser(H²O). Die hierbei
freiwerdende Energie schützt die Bienen vor dem Kältetod.
Echt wechselwarme Insekten führen in ihrem Blut mehr oder weniger
starke Froststutzmittel. Sie sind daher in der Lage aus eisigen Temperaturen
wieder zu neuem Leben zu erwachen. Bienen dagegen sterben den Kältetod
wie auch wir Säugetiere. Unterhalb von zehn Grad werden sie bereits
so klamm, daß Fliegen unmöglich wird. Aus dieser Tatsache
können wir schließen,daß unsere Bienen evolutionsbiologisch
tropischer Herkunft sind.Die im Honig eingefangene Sonnenenergie ist daher
ebenso bildlich zu verstehen,wie man zum Salzgehalt unseres Blutes sagen
kann, wir würden das Wasserder Urmeere nachdem es uns nun nicht mehr
umspült, eben in unseren Blutbahnen mit uns tragen.
Diese eingefangene Sonnenenergie, als Honig komprimiert in den Wabeneines
Bienenvolkes eingelagert, brachte aber auch zahlreiche Räuber
auf den Plan. Darunter befinden sich so seltsame Gestalten wie der Totenkopfschwärmer,
der aus Afrika kommend, sich von Bienenvolk zu Bienenvolk bis zum Nordkap
durchschlägt, indem er in den Wabenburgen am Honigvorrat herumschmarozt.
Auf den balearischen Inseln und auf Sizilien werden seine Flugbahnen, durch
die hier einzig möglichen Zwischentankstellen übers Mittelmeer,
wie mit einer Linse derart gebündelt, daß er in der dortigen
Imkerei zum echten Schädling wird. Hierzulande ist er dagegen weitzerstreut
und entsprechend selten anzutreffen. Imker begegnen dem nachtaktiven Tier
hier meist, wenn er bei seiner Tour durch den Bienenstock von Wächterinnen
überwältigt wird. Aber auch der Bär wurde schon früh
auf Bienenstöcke als Quell besonderen Genusses aufmerksam. Schließlich
wurden die Bienen in ihrer Evolution auf den Bären als einen Hauptfeind
in ihrem Abwehrverhalten optimiert.
Um diesen zahlreichen Feinden zu trotzen entwickelten die Bienen eine
feinsinnige Waffe: den Bienenstachel:
Der Bienenstachel ist entwicklungsgeschichtlich betrachtet ein modifiziertes
Fortpflanzungsorgan. Er entwickelte sich aus dem Eiablagefortsatz der Weibchen.
Der Stachel der Königin, die für die Eiablage verantwortlich
ist trägt deshalb zum Beispiel keine Widerhaken. Deshalb auch
sind Dronen immer ohne Stachel. Das Bienengift wird in zwei Drüsen
des Hinterleibs als eiweiß- und polypeptidreiche Flüssigkeit
in die Giftblase abgegeben. Von hier aus gelangt es über den Stichkanal
in die Wunde des Gegners, wo es seine phänomenale Schmerzwirkung beim
Säugetier, oder aber seine sogar oft tödlich lähmende Wirkung
beim gegnerischen Insekt entfaltet. Die Biene benötigt zur Synthese
ihres Giftes eiweißreiche Nährstoffe aus dem Pollen.
Hiermit kommen wir zur Verdauung der Bienen:
Bienen nehmen nur zwei Arten von Nährstoffen zu sich:
1. Nektar, bzw daraus zubereitet Honig als Kohlenhydratquelle
2. Pollen als Eiweißquelle
Nektar bzw Honig dienen den Bienen als alleinige Energiequelle. Hier
tanken Bienen technisch gesehen Sprit für ihre motorischen Leistungen,
wie fliegen und krabbeln. Sie sind aber auch in der Lage Honig in Fett
umzuwandeln. Dies geschieht zum Beispiel bei der Wachsproduktion. Um 1kgWachs
aus den am Hinterleib befindlichen 6 Wachsdrüsen auszuscheiden,muß
4kg Honig von den Bienen aufgenommen und umgesetzt werden. Bienenwachs
besteht im Prinzip aus besonders langkettigen Fetten.
Der Fettkörper im inneren des Bienenhinterleibes dagegen wird
durch reichlichen Protein (=Eiweiß) Umsatz aufgebaut.Seine Mächtigkeit
bestimmt, ob es sich um eine kurzlebige Sommerbiene (6 Wochen), oder aber
um eine langlebige Winterbiene (6 Monate) handelt. Der Unterschied zwischen
Sommerbienen und Winterbienen ist also rein physiologischer aber nicht morphologischer
Art.