Sinnesleistungen der Bienen

Der Bienentanz

Bienentanz
Der Bienentanz wurde vor allem von Karl von Frisch erforscht. Er fand heraus, daß die Bienen sich mit Hilfe des Tanzes über neue Futterquellen verständigen können. Die Bienen zeigen sich hierbei Richtung, Entfernung und Art der Futterquelle.
Beim Schwarm, der frei im Geäst hängt, lassen sich ebenfalls die gleichen Tänze beobachten, hier werden sich die Kundschafter aber dann auf eine neue Unterkunft verständigen.
Auch bei den näheren Verwandten unserer Honigbienen gibt es richtungsweisende Tänze sowie bemerkenswerte Vorstufen.
Stachellose Honigbienen Mittel und Südamerikas sind zum Teil befähigt hinter Stockgenossen hinterherzufliegen, die eine ergiebige Futterquelle aufgetan haben. Das Szenario erinnert an die Spurverfolgung, wie wir sie bei unseren ebenfalls recht nah verwandten Ameisen hierzulande beobachten können.
Bei den Zwerghonigbienen Südostasiens, die ihre einzige Wabe um ein kleines Ästchen im Busch gebaut haben, wird beim Tanz die Richtung auf der abgeflachten Oberseite des Wäbchens abgeschritten und damit der Übergang zur Symbolik vollzogen. Hier ist die Tanzrichtung noch tatsächlich genau die Richtung, in der auch die Futterquelle zu suchen ist. Die Flugstrecke wird aber bereits abstrakt als Laufstrecke dargestellt. Die Folgebiene mußdie tatsächliche Strecke anschließend in der korrekt zurückgerechneten Entfernung selbständig abfliegen und ohne weitere Führung der Kundschafterin allein und selbstständig auffinden können.
Bei Bienen wie unserer Honigbiene, die mehrere Waben im dunklen Stock haben, tritt nun das Problem auf, daß weder der freie Blick in Richtung der Futterquelle gegeben ist, noch gibt es überhaupt im Dunklen sichtbare Bezugspunkte, auf die man stattdessen Bezug nehmen könnte. Unsere Honigbienen haben sich daher etwas unerhört Raffiniertes einfallen lassen.
Sie nehmen für die Richtungsweisung zur Futterqelle den Winkel, der sich zwischen Flugloch und dem aktuellen Stand der Sonne ergibt. Aber auch die Sonne ist im Stock nicht sichtbar. Zudem gibt es in einer Umgebung , die aus senkrecht hängenden Waben besteht keine horizontale Fläche, auf der sich der Tanz in Richtung der Futterquelle darstellen ließe.
Den aktuellen Sonnenstand setzen die Bienen nun gedanklich immer in die Senkrechte nach oben.
Den Winkel dazu, den die tanzende Biene von der Senkrechten nach links oder rechts tantzt, muß die Folgebiene später vom Stockausgang gesehen nach rechts oder links vom aktuellen Sonnenstand einhalten.
Bienentanz
Richtungsweisung
In unserem Beispiel hier wird eine Futterquelle 40° links von der Sonnevorgetanzt.Bienentanz

 
 
 
 
 
 
 

Am bemerkenswertesten finde ich persönlich, daß die Bienen in besonderen Fällen wie im Glasbeobachtungsstock, und auf horizontalenFlächen, wie dem Flugbrett, wo die Sonne wieder sichtbar ist, tatsächlich wieder in ihren Tänzen direkt auf die Futterquelle verweisen und ihr Abstraktionvermögen hinten an stellen. Dies ist doch ausgesprochen menschlich, benutzen wir bei der Ortsbeschreibung beim Sichtkontakt mit dem Objekt doch auch wieder unseren Zeigefinger lieber als unsere Sprache um Gegenstände und Orte anzuzeigen.
Die Länge der Schwänzelstrecke gibt übrigens die Entfernung zur Futterqelle wieder.
Je ergiebiger eine Futterquelle ist, desto heftiger wird das Schwänzeln, also das Ausschlagen des Hinterleibes nach rechts und links beim Ablaufen der Richtungsweisung.
Die Kundschafterin trägt an sich den Duft der Futterquelle und gibt interessierten Folgebienen nach akustischer Aufforderung etwas von ihrem Futter ab. Somit weis die interessierte Folgebiene wonach sie eigentlich suchen soll.
Abschließend sei noch angemerkt, daß die verschiedenen Rassen unserer Honigbienen tatsächlich unterschiedliche Dialekte ein und derselben Bienensprache sprechen. Italienische Honigbienen verstehen daher die Aussage einer mitteleuropäischen Honigbiene immer um einige Meter falsch, und umgekehrt gilt das gleiche. Dennoch kann man Bienen verschiedener Herkunft erfolgreich in einer Kolonie halten.
Bienen sind generell zu einer guten Wahrnehmung ihrer Umwelt befähigt. Sie können:

sehen, riechen, hören, fühlen und schmecken.

1.)Sehen

Bienen haben drei Punktaugen auf der Stirn, die besonders im Halbdunkel zum Einsatz kommen ähnlich unseren Schwarzweißstäbchen im Säugetierauge. Sie dienen vor allem dem Tageslängensehen. Bienen passen sich mit dieser Fähigkeit dem Rhytmus der Natur in unseren Breiten an. Die Wahrnehmung der Tageslänge verhindert, daß dieBienen nicht durch mildes Winterwetter zur Unzeit zu brüten anfangen, obwohl der Frühling noch lang hin ist, oder aber im umgekehrten Falle anregt  im eventuell noch eisigen Februar ein kräftiges Brutnest anzulegen. Dies ist sinnvoll weil der Frühling auch wenn die Temperaturen es nicht vermuten lassen schon in wenigen Tagen gewaltige Fortschritte machen kann, wenn ein Wetterumschwung einsetzt. Diese Fähigkeit ist überaus bemerkenswert, da auch viele Pflanzen Rezeptoren für die Tageslänge haben, um immer zur gleichen Zeit im Jahr blühen zu können, obwohl jedes Jahr und auch regional starke Wetterschwankungen auftreten.
Bienen haben aber auch zwei große auffällige Komplexaugen. Sie vermitteln räumliches und Farbensehen. Sie ermöglichen also die Leistungen die unsere Farbzäpfchen auszeichnen. An ihre Leistung haben sich die Blüten in Farbe Form und Größe angepaßt um die maximale Aufmerksamkeit der Sammmelbienen auf sich zu lenken. Mittels ihrer Augen vermögen Bienen jedoch noch mehr als unsere Augen wahrzunehmen: Und zwar den UV-Anteil des Lichts. Wir erkennen deshalb nicht daß, scheinbar einfarbige Blüten in Wirklichkeit doch gemustert sind. Die sogenannten Saftmale weisen Verkerszeichen gleich den Bienen den Weg zum Inneren der Blüte.
Als Besonderheit sei noch erwähnt, das Bienen bewegte Gegenstände schärfer sehen als ruhende. Während unsere Augen ruhende Gegenstände in ca 30cm Entfernung am schärfsten wahrnehmen (deshalb ist es auch die typische Leseentfernung), besitzen Bienen keine bewegliche Linse mit der sie ein ruhendes Bild scharf stellen können.
Bienen dagegen benutzen Ihre Augen vorwiegend zur Orientierung im Fluge. Die Umgebung zieht dabei relativ gesehen schnell an den Augen vorrüber, weshalb sie sizend im Wächterdienst ihre Umgebung nicht so scharf wahrnehmen wie wir, jedoch hastige Bewegungen eines ungeschickt herumfuchtelnden Bären oder Imkers sehr genau wahrnehmen. Laien wird aus diesem Grunde immer wieder eingeprägt bloß nicht nach den Bienen zu schlagen oder sonstwie hastige Bewegungen zu machen. Man kann sich ein recht gutes Bild vom Sehvermögen der Bienen machen, wennman durch ein Bündel Küchenrollen in Richtung der Abrollröhre blickt. Zwischen den Röhren wird wie beim Komplexauge immer ein Teil des Bildes nicht wirklich gesehen. Wenn sich ein Gegenstand bewegt, dann verschwindet er nur kurzfristig in diesen blinden Feldern, um gleich danach im nächsten Sehfeld wieder aufzutauchen. Auf diese Weise wird verständlich, daß bewegte Gegenstände deutlich klarer wahrgenommen werden als ruhende, die immer eigentlich nur in Ausschnitten zu sehen sind.

2.) riechen

Bienen haben keine Nase.
Diese Binsenweisheit führt für mich erstaunlich selten beim Laien zu der Frage, wie Bienen eigentlich Blütenduft oder die Duftmerkmale ihrer Artgenossen wahrnehmen. Ich will hier dennoch gerne darauf eingehen, auch wenn ich wie gesagt fast nie danach gefragt werde.
Bienen riechen nämlich viel besser als wir. Vielleicht ist auch das eigene schlechte Duftwahrnehmungsvermögen der Menschen der Grund dafür,warum Menschen dieser herausragenden Eigenschaft der Biene so wenig Beachtung schenken ( und mich nie danach fragen).
Bienen riechen mit den Fühlern. Ach so wird nun so mancher sich dabei sagen und prompt übersehen, welche weitreichenden Konsequenzen sich hieraus ergeben. Bienen riechen folglich mit zwei Fühlern und zwar zweimal auf einer rundlichen walzenförmigen Oberfläche, eben den Fühlern. Diese sind auch noch in jede Richtung beweglich. Hieraus ergibt sich die fantastische Eigenart plastisch also dreidimensional zu riechen. Bienen riechen nicht nur einfach hier riecht es süß, sondern sie riechen auch sehr genau aus welcher Richtung es süß riecht. Während ein Hund bei der Spurensuche immer hin- und herlaufen muß, um festzustellen in welchem Bereich es stärker und in welchemes schwächer riecht, hebt eine Biene nur mal kurz einen Fühler oder auch mal zwei und ist geruchsmäßig voll im Bilde. Der Geruchssinn der Bienen ist nicht wie der unsere mit dem Geschmackssinn gekoppelt, sondern mit dem Tastsinn der Fühler. Im stockdunklen Bienenbau erriecht sie sozusagen die Sechseckigkeit der Zellen.
Durch sogenanntes Sterzeln verbreiten Bienen einen anlockenden Duft.Hiermit können sie zum Beispiel am Flugloch ein chemisches Leuchtfeuer setzen. Dem Gradienten (Duftgefälle) folgend erreichen fliegende Bienen so sehr zielsicher das Flugloch. Der Duftstoff wird aus einer Drüse auf der Rückenseite des Bienenhinterleibes freigesetzt. Durch Fächeln wird dieser Duftstoff hinter dem Körper in der Luft verteilt.Sterzeln

 

3.)hören

Bienen haben auch keine Ohren.
Folglich hielt man sie früher immer für taub. Dies sind sie aber keineswegs. Wahrscheinlich kommt keiner drauf womit Bienen nun wiederum hören. Bienen hören mit einem Organ an der Fühlerbasis. Hier werden Schwingungen wahrgenommen ähnlich wie ein Radio Signale aus der Antenne empfängt. Bienen sprechen sogar durch Töne miteinander ähnlich wie wir Menschen. Der Bienentanz den Karl von Frisch nobelpreisgekrönt erklären konnte, ist eigentlich nur ein Teil Ihrer Sprache. Bienen geben auch eindeutig belegte Töne von sich, die sogar computeranimierte Kunstbienen erfolgreich nachmachen können. Ein kurzer heller Ton bedeutet: gib mir. Eine längerer dunklerer Ton heist: hier nimm. So verständigen sich zum Beispiel tanzende Bienen. Die vortanzende Sammlerin weiß nicht sofort, wann sie von der ersten Biene verstanden wurde. Wenn nun eine Sammlerin im Stock die Vortänzerin verstanden hat, ist sie über die Richtung und Entfernung informiert, die im Schwäzeltanz mitgeteilt wird. Sie weiß aber noch nicht wonach sie genau suchen soll, deshalb fordert sie die Tänzerin auf anzuhalten und eine Kostprobe aus ihrer Honigblase abzugeben. Die Tänzerin ihrerseits signalisiert akustisch, daß sie nun innehalten wird, um etwas hervozuwürgen, die Folgebiene also muß sich nunmehr sputen in Empfängerposition zu kommen, den Rüssel auszufahren um den sie interessierenden Tropfen Nektar oder Trinkwasser in Empfang zu nehmen. Die hierbei ausgestoßenen Laute sind hochfrequent und für uns relativ leise. Wären sie lauter bräuchten Imker wohl Ohrenstöpsel.
Königinnen nehmen sich jedoch das Recht heraus, so laut nach eventuellen Geschwisterköniginnen, die ja Konkurentinnen sind, zu rufen, daß es für Menschen noch mehrere meter vor dem Stock wahrnehmbar ist. Die noch in den Zellen steckenden Geschwister antworten auf den trompetenartigen Ruf mit etwas gedämpfteren Quak Quak, das auch noch kurz außerhalb des Stockes zu hören ist. Diese Laute werden durch Auspressen von Luft durch die Tracheen erzeugt. Während des Schwarmaktes werden Bienen offensichtlich auch durch Laute ihrer Königinn zusammengehalten und legen hierdurch ihre Flugrichtung fest. Stört der Imker diese hochfrequenten Töne durch schlagen von Metall auf Metal, z. B. Aneinanderschlagen zweier Spaten, so setzen sich die Bienen lieber schnell, nun durch Duft gesteuert an einer Sammelstelle gemeinsam ab, bevor sie bedingt durch die zweite und wohl auch in ihrem Frequenzbereich sehr laute Tonquelle die Orientierung  verlieren.
akustische Verständigung

4.)fühlen