Ökologie der Honigbienen

Zur Entwicklung

Honigbienen (Apini) und  Hummeln (Bombini ) haben offensichtlich gemeinsame Vorfahren. Diese Vorfahren haben wahrscheinlich schon von pflanzlicher Kost gelebt und entwickelten zunehmend sozale Strategien in ihrem Überlebenskampf. Hummeln haben es aber in der Evolution nur zu bedingt arbeitsteiligen saisonalen Brutkolonien gebracht. Diese Hummelkolonienen müssen durch die separat in Winterstarre überwinternden Hummelköniginnen jedes Jahr neu im Frühling begründet werden. Am Ende einer Saison lösen sich die Kolonien aber durch die abtrünnigen Töchter der alten Königin zunehmend auf und verschwinden wieder.

Honigbienen leben auf jeden Fall bereits viele Millionen Jahre länger auf dieser Erde, als es uns Menschen gibt. Versteinerungen wie die folgende sind jedoch nur seltenzu finden, da nicht ganze Bienen mineralisiert wurden, wie bei Dinosaurierknochen.

Versteinerung

Vereinzelt gibt es aber solch präzise Abdrücke Ihrer Siluette, als erkennbare Versteinerung.Aufgrund der mit Ihnen gleichsam versteinerten Umwelt wissen wir, dass sie bereitszur vegetationsgeschichtlichen Zeit der großen  Schachtelhalme,Bärlappe und Farne existiert haben. Die ältesten Nachweise vom Honigbienen sindüber 70 Millionen Jahre alt. Sie teilten sich folglich ihre Umwelt also schonmit den großen Dinosauriern. Unsere Erde hatte seinerzeit ein viel wärmeres Klima als heute. Wenn man sich nun Feinheiten wie Flügelgeäderund Fußglieder genauer anschaut, so kann man feststellen, dass diefrühesten Funde der Honigbiene am meisten der Apis dorsata, also der Riesenhonigbiene ähneln. Die Apis dorsata lebt auch heute noch migrierend im Südosten Asiens in einem warm humiden Klima. Die Ähnlichkeit mit der heutigen Honigbieneist schon frappierend. Die Riesenhonigbiene lebt auf einer großen Einzelwabe mit nur einem bedingten Wetterschutz unter großen Ästen freihängend.  Damit ist natürlich auch schon einiges überihre Lebensweise ausgesagt. Vermutlich ist die Erfindung des sozialen Bienenstaates  schon so alt wie die Bienen selbst. Genaues über Koloniegrößen,Arbeitsteilungen etc., wie wir es an den heutigen Bienen gerne untersuchen, werdenwir wohl aber niemals mehr erfahren können. Die Riesenhonigbiene von heute baut aber im Gegensatz zur heutigen Apis mellifera Europas nur eine einzige Wabe. Ein entscheidender Fortschritt nach der Erfindung des Bienenstaates als Dauerlebensform an sich, war wohl die Errichtung vieler parallel gebauter Waben nebeneinander.
Dieses bot die Möglichkeit dem teils bienenwidrigen Wetter verstärkt zu trotzen. Luftgefüllte Randwaben sind auch heute noch der wichtigste Isolationsfaktor für Bienen in unseren Wintern. Völker auf randvollen Honigwaben erfrieren erstaunlicherweise. Die richtige Mischung aus Futter und Freifläche ist also entscheidend. Ein Volk auf mehreren Waben kann auch größere Mengen Winterfutter für schlechte Zeiten zurücklegen. Damit ist der entscheidende Schritt notwendig, in Höhlen Schutz vor Honig-, Brut- und Pollenräubern zu suchen, die die vergrößerten Vorräte auch als verstärkten Anreitz zum Räubern begreifen.
Selbst viele Imker sind noch heute der fälschlichen Ansicht, die Höhle diene dem Wetterschutz der Bienen. Ruttner führt in seinem Buch Beute und Biene, aber sehr schön einen Versuch auf, in dem bei minus 40°C den Bienen die Seitenwände der Bienenkästen fortgenommen werden, und diese Völker überstehen den masiven Eingriff schadlos.
Spätestens seit der Gemülluntersuchung auf Varroatose unserer Bienenvölker durch Gitterböden  steht aber fest, dass Gitterböden hierzulande den Bienen eher ein besseres Kleinklima bieten als rundherum geschlossene Kästen.


Wesentlich präzisere Aussagen als zu den frühen Versteinerungen können wir aus in Bernstein konservierten Bienen erfahren. Hierbei wurden Bienen von Harztropfen der Bäume eingeschlossen und somit wie in einem Glassarg für unsere heutigen Untersuchungen konserviert.

Bernsteineinschlüsse

Teilweise haben diese Bienen an ihren Beinen noch die typischen Pollenhöschen und erlauben somit eine Untersuchung ihrer Ernährungsgewohnheiten. Dadurch erschliesst sich uns, dass Bienen vermutlich einen gewaltigen Anteil an der Evolution auf diesem Planten hatten, und sie nicht nur Opfer von Veränderungen, sondern sie auch Täter waren.
Die zur Zeit der Riesensaurier vorherrschenen Farne, Bärlappe und Schachtelhalme waren nämlich allesamt sehr nähstoffarme Pflanzen. Auch ihre heutigen Nachfahren sind allesamt keine guten Nährpflanzen. Die Dinosaurier erreichten nur deshalb so  gigantische Größen, weil nur in diesen gewaltigen Verdauungsapparaten nennenswerte Mengen Nährstoffe freigesetzt wurden. Dies bedingte nun weiteren Größenzuwachs bei den Sauriern um immer größere Primärmägen und Folgemägen zu entwickeln.
auch die Sporen der vorherrschenden Pflanzen, sind an für sich zunächst sehr nährstoffarm, um vom Wind davongetragen werden zu können. Zum Ausgleich der Streuverluste entwicklen diese Sporenpflanzen bis heute noch gewaltige Mengen an Sporen.
Diese Sporen aber, stellten mit ihrem relativ hohem Erbanteil, an der Grundsubstanz der Vermehrungszellen, wiederum eine gute Nahrungsquelle dar. Den Sauriern rannen diese miniaturisierten Vermehrungszellen aber im warsten Sinne des Wortes durch die Greifer und Zähne davon. Dies begünstigte nun die Entwicklung kleiner Flitzer, ich nenne sie mal Blütenhupfer. Einige Pflanzen entdeckten nämlich nun, dass sie gewaltige Mengen an Sporen nicht bilden und ausstreuen mussten, wenn diese Keimzellen nur präzise mit Partnern der gleichen Spezies also Art zusammengebracht wurden. Die Bienen als Sporenräuber und ihre hummelartigen Vorfahren erledigten dies in einem sich hochschaukelnden Prozeß immer besser und zuverlässiger. Die Mengen, die die Blütenbesucher verbrauchten, die  waren einfach geringer als die vorherigen Streuverluste. Somit entstand die heutige Blütenökologie. Als Krönung entwickelten die Pfanzen nicht nur Schauapparate um den Bienen sogar schließlich extra den direkten Weg zu den Fortpflanzungszellen zu weisen, sondern sie stellten in diesen Schauapparaten, die wir heute Blüten nennen, auch noch zusätzlich Nektar als spezielles Anlockungsmittel zur Verfügung. Der Nektar bestand aus einem Zucker und Wassergemisch, und er war gleichzeitig der ideale Treibstoff für Kleininsekten, die nun keine langen Verdauungskanäle mehr brauchten, um den nötigen Blutzucker für ihre Flugmuskeln zu entwickeln.
In der Folge dieser Blütenökolgie konzentrieten sich die Neustrategen unter dem Pflanzen auf die Schaffung immer weiterer Starthilfen für ihre in geringerer Zahl gebildeten Vermehrungszellen sprich Keimlinge. Diese nahmen an Umfang und Nährinhalt immer weiter zu, um den armen pflanzlichenKonkurrenten vom Start weg davon zu wachsen.
Als Folge dieser neuen Strategie konnten die kleinen Säugetiere den Pflanzen in Regionen folgen, die durch kühle Winter der Verbreitung des  höher differenzierten Lebens bisher einen Riegel vorschoben. Nicht nur gut versorgte Samen waren jetzt  überwinterungsfähig und drangen in kühle Regionen vor, sondern auch gut verproviantierte Honigbienen. Die Bienen überwinterten in bisher für sie unereichbaren Lebensräumen auf Honigvorräten, die sie aus dem Nektarüberschuß bildeten. Die nahrhaften Früchte der neuen Samenpflanzen, gestatteten es aber auch den hochkalorisch lebenden Säugetieren in Regionen vorzustoßen, wo sie unbehelligt von kaltblütigen sprich wechselwarmen Sauriern eine Entwicklung zur dominierenden Lebensform vollzogen.
Die Bienen förderten also durch ihre Tätigkeit die Entwicklung von nahrhaften Pflanzenfrüchten mit wenigen Samen gegenüber den konkurrierenden Sporenschleudern. Und diese nahrhaften Samen stellten die Grundlage für Nahrungssuche intelligenzbegabter Säugetiere dar. Die Säugetiere wiederum hatten für ihr wachsendes Hirn, und die Eroberung der kühlen Regionen mehr Energie durch ebendiese Früchte zur Verfügung,  als die alles undifferenziert abmähenden, grasenden Saurier der warmen Zeiten und Regionen dieser Erde. Intelligenz bei der Nahrungssuche nach den geringer vorhandenen aber nährstoffreicheren Früchten, und  die Energie aus diesen Früchten für ein hochkomplexes Hirn bedingten sich gegenseitig. Wer wissen möchte, bis wohin diese Entwickklung von Gier nach Energie und der dazugehörigen Intelligenzentwicklung auf dieser Welt bisher geführt hat, der nehme sich nunmehr einen Spiegel.

Genzentrum

Aber zurück zu den Bienen. Wir sehen bei den Honigbienen die Entwicklung zu verschiedenen Arten am deutlichsten vorangeschritten als in Südostasien. Hier sind alle anderen Arten bis auf die westliche Honigbiene Apis mellifera beheimatet. Die Honigbienenarten sind als Arten voneinander sauber getrennt und haben sich in der Vermehrung und der Nahrungskonkurrenz  gut eingenischt.
Verbreitung der Honigbienen
Dies ist ein untrügliches Indiz für den Ursprungsort einer Art. Nirendwo ist die Evolution mit ihrem Wechselspiel aus Anpassung und Auslese weiter gediehen als in ihrem Ursprungsgebiet. Diese Regel wird überall auf der Welt durch Pflanzen und Tiere immer wieder bewiesen. Deshalb sind die ältesten Lebensräume wie Tropenwald und Korallenriff oder auch die Tiefsee auch immer die artenreichsten Lebensräume. Nirgendwo sonst sind Kreaturen abenteuerlicher und erstaunlicher durch die Kräfte der Evolution geformt als hier.

In Europa hatten die Honigbienen mit den Eiszeiten aber noch eine ganz entscheidende Zäsur erlebt.
Die vordringenden Gletscher vernichteten hier jede Lebensgrundlage der Honigbienen. Diese überlebten in Europa nur ganz am südlichen Rande in den Galeriewäldern der Mittelmeerküste. Hierdurch wurden die Bienen im heutigen Spanien ganz von denen in Italien, und diese auch wiederum ganz von denen im östlichen Mittelmeerraum genetisch getrennt. In dieser Zeit  entwickelte sich jede dieser Populationen getrennt voneinander fort. Die östliche Abteilung  der Apis mellifera (Carnica Typ) kam in der Nacheiszeit bis zu den Karpaten und dem Ural voran und fand in Pakistan ihre östlichste Verbreitungsgrenze an Himalayaausläufern. Die italienischen Bienen (Apis mellifera Ligustica) blieben unter den Alpen in Italien bis heute gefangen. Die westlichste Abteilung  (Apis mellifera Melifera) aber, begann einen Siegeszug an den Pyrinäen vorbei über ganz Mitteleuropa hinweg bis zum Ural. Selbst in Skandinavien konnte sie Fuß fassen und erreichte durch den damals noch niedrigeren Wasserstand auch auf dem Landwege die britischen Inseln.
So wurde sie als die Stammart jahrzehntausende später von einem der bekannesten Homo sapiens (vernunftbegabter Mensch), dem Imker Carl von Linee als Apis mellifera in seinem Systema naturae zuerst gültig benannt.
Carl von Linne entdekte aber selbst in seiner Benennung die Honigtragende einen Fehler und benannte sie um in Apis mellifica. Dies bedeutet die Honigmachende. Schließlich machen die Bienen aus Nektar erst zu Hause im Stock den vom Imker Linnee erntbaren Honig und tragen ihn nicht schon ab der Blüte als ein fertiges Produkt bei sich. Nun ist es aber gemäß den Regeln der Nomenklatur so, daß die erste Benennung die unverückbar gültige Benennung zu sein hat. Deshalb wird Herrn Linee die Eingestehung seines Fehlers im nachhinein, posthum sozusagen, nicht als gültige Korrektur anerkannt und Apis mellifica ist ein ungültiges Synonym und die Honigbiene heisst fortan wieder Apis mellifera.

gläserne Produktion

Die heutigen Rassen der Apis mellifera

Wir finden neben den drei Europäischen Hauptformen eine Fülle von Rassen und Varietäten über deren Zuordnung bisweilen heftig wissenschaftlich teils auch ganz unwissenschaftlich gezankt wird.
Die westlichen Honigbienen haben natürlicherweise eine Verbreitung von Skandinavien bis zum Kap der guten Hoffnung in Südafrika. Sie haben sich hier in viele ökologische Nischen, was durch Blütezeiteten bedingten Lebenrythmus und Nisthölensuche sowie Verhalten der Bienen im Stock (Vorratshaltung), und ausserhalb (Sammelleidenschaft) des Stockes anbelangt angepasst.
Nicht vergessen werden darf dabei, dass in der Natur alles fließt und die Einteilung eine von Menschen ausgedachte Denkstütze ist. Nichts weiter sonst. Die Variabilität ist folglich nicht nur unter den Rassen und Unterarten gegeben, sondern auch innerhalb einer Rasse. Zu der geografischen Veränderbarkeit des Erbgutes, kommt immer noch eine zeitliche Komponente, die von klein klein klein denkenden Menschen gerne vernachlässigt wird. Die Zucht der Honigbiene füllt daher nicht nur ganze Buchbände, sondern auch viel Imkerabende, wissenschaftliche Symposien und forschende Hirne.
Warwick Kerr verdanken wir das bisher größte Experiment zur Bienenökologie. Er holte im Auftrag der brasilianischen Regierung afrikanische Bienenherkünfte der Apis mellifera scutellata nach Südamerika.
Warwick Kerr
Hier entwickelten sich die Bienen zu einem wahren Naturphänomen. In Windeseile verbreiteten sich die Bienenherkünfte über den ganzen Doppelkontinent und werden heute in den USA  erbittert bekämpft, um eine Durchdringung der imkerlichen Bestände zu verhindern. Während die honigverkaufenden Südamerikaner die Bienen für ihren Sammeleifer loben, fürchten die Nordamerikaner, die vorwiegend von Bestäubungsprämien je aufgestelltem Bienenvolk leben, ihre stark erhöhte Verteidigungsbereitschaft.


Wer einmal die westliche Honigbiene Apis mellifera Carnica in ihrem natürlichen Zuhause, einem hohlen Baum beobachten möchte, der ist herzlich eingeladen uns im Lindener Schulbiologiegarten zu besuchen.
Naturwohnung

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